Alles verBANNERt...

Das mußte ja kommen. Nicht, daß die Banner nerven, Bandbreite beanspruchen, Unruhe in die Seite bringen, eh keiner diese anklickt und überhaupt... Nein, jetzt gibt es auch noch die entsprechende "Fach-" Literatur dazu, damit wir auch in Zukunft noch mehr mit "Klicken Sie Hier!", "Unwiderstehliches Angebot" und so weiter genervt werden.

Fazit:

Wer schon immer mal wissen wollte, was Views und PageImpressions, User und Visits, Session, AdImpressions, Referring Sites und Referring URLS, AdClick und CTR-Rate bedeuten, dem lege ich die Lektüre dieses Absatzes ans Herz. Vorausgesetzt, daß man sich das Buch aus der Statdtbibliothek ausleiht, denn 70 Märker ist dieses Buch ja nun nicht wert.

Genug. Es reicht. Gemartert zieht der Verstand Bilanz und flieht ...nach der Lektüre.

Titel: Web Promotion, Autor: Martin Bürlimann, Seiten: 256, Verlag: Midas Verlag, Preis: 68 DM, ISBN-Nr.: 3-907100-07-7

Und das Buch von Martin Bürlimann ist genauso wie sein Thema: Nervig, Zeitraubend und mit knapp siebzig Mark auch noch ein teures Unterfangen. Es geht wirklich hier auf über zweihundert Seiten nur um Bannerwerbung. Nichts anderes. Nur Bannerwerbung. Es geht wirklich nur um animierte GIF-Bilder in der Größe 200x68 Pixel. Oder wie auch immer. Dennoch, bevor ich eine Nicht-Kaufempfehlung ausspreche, möchte ich dem geneigten Leser doch in die verbannerte Philosophie des Herrn Bürlimann entführen.

Banner ist nicht gleich Banner.

Martin Bürlimann unterscheidet zwischen folgenden Bannertypen:

  1. Statische Banner
    Was das genau ist, da die Banner doch nicht über die HTML-Seite fliegen? Nun ganz einfach das Gegenteil von einem animierten Banner. (Irgendwie muß man die 250 Seiten ja vollkriegen.)
  2. Animierte Banner
    Statt Animiertes Banner sagen wir mal Animiertes GIF. Und dies ist immer noch statisch, da es sich ja bekanntlich nicht über Seite bewegt.
  3. Vertontes Banner
    Zwar nennt unser publizistischer Amokläufer diese Form des Banners nicht so, sonder fügt dies nobel unter die Überschrift "Verwendung von Ton" aber es scheint, daß Herr Bürlimann diese Sch**ß-Idee tatsächlich ernst meint. Stellt Euch mal vor, bei jedem Aufruf von Lycos.de vermeldet eine Stimme, man solle doch gefälligst auf's Banner klicken. Oder das Banner der CDU trällert die Nationalhymne. Oder das Banner von Heino singt... Da steht uns ja noch was bevor. (Das Banner von Microsoft spielte dann bestimmt "Start me up" bevor der Computer abstürzt und beim zweiten Aufruf nach dem Neustart dann analog des Textes der Stones "You make a grown man cry"...)

Site Promotion

Germanisten dürften angesichts der in diesem Buch exzessiv verwandten Anglizismen ja das kalte Kotzen kriegen. Aber irgendwie muß man den mit diesem Buch vorliegenden Nihilismus ja übertünchen. Also schreiten wir fort zum nächsten Kapitel: Site Promotion. (Also: Wie kommen die Leute dazu, meine Seiten zu besuchen?) Offensichtlich sind Banner das einzige Thema, mit dem Herr Bürlimann sich richtig auskennt. Die Vorschläge sind gelinde gesagt altbacken: Eintragung in Suchmaschinen (Wer wäre darauf gekommen?), Eintragung in Web-Verzeichnisse (Wer wäre darauf gekommen?), Eintrag in geographische Verzeichnisse (Wer wäre denn darauf gekommen?), Links auf die eigene Website generieren (Auf Deutsch: Andere Firmen bitten, einen Link auf die eigene Seite zu setzen. Nein, es werden keine technischen Kniffe verraten, wie man Web-Seite hackt und sich selber in die Link-Liste einträgt.Die Überschrift soll nur toll wirken.) und zu guter Letzt: Cookies. Wie, Cookies zur Site-Promotion? Naja, ich zitiere am Besten mal den kompletten Absatz hierzu:

    Cookies- wörtlich Kekse - sind Dateien, die über das Internet direkt auf den PC des Benutzers geladen werden. Cookies haben eine technische Bedeutung bei Sicherheitssystemen, Anwendungen, Zugriffsberechtigungen und ähnlichem. Zudem können Cookies das Verhalten des Nutzers speichern und damit ein Kundenprofil oder ähnliches erstellen.
    Der Einsatz von Cookies für Marketingzwecke ist ein halsbrecherisches Abenteuer. Es handelt sich um juristisches Niemandsland, das leicht zu einem Minenfeld werden könnte. Die Datenschutzbestimmungen sind unklar; in Deutschland muß ein Nutzer erst seine explizite Einwilligung geben, bevor ein Cookie gesetzt werden kann. Im Alltag sind Cookies sehr verbreitet. Sie sind legitim, wo es sich um technische Anwednungen handelt wie Zugriffsberechtigungen oder ähnliches. Heikel wird es bei der Datenerfassung, dort lösen Cookies bei den Nutzern keine Begeisterung aus.

So, das war der komplette Absatz zu Cookies unter der Rubrik Site-Promotion. Wie sich Cookies jetzt zur Site-Promotion einsetzen lassen (Eigentlich ja gar nicht.) wird denn auch nicht beantwortet. Aber der Stil dieses Absatzes ist symptomatisch für das gesamte Pamphlet. (Buch möchte ich diesen Hochgesang auf den Kommerz nun wirklich kaum nennen.) Betrachten wir uns diesen Absatz doch mal genauer. Ob Cookies eine Bedeutung bei Sicherheitssystemen haben, möchte ich mal nicht weiter diskustieren. Insbesondere ob man bei der Verwendung von Cookies bei Sicherheitssystemen noch von solchen sprechen kann. Ob es sich um wirklich um juristisches Niemandsland handelt, mögen die Juristen entscheiden. Ein Minenfeld dagegen wird es so schnell nicht, da ein Cookie ja keinen unmittelbaren Schaden auslösen kann. Das Cookies sich für Kundenprofile eignen, dürfte der Zielgruppe dieses Buches ja das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.Warum er aber dann davor warnt, bleibt unklar. Is' ja auch egal. Das Cookies sehr verbreitet sind stimmt. Aber seit wann muß in Deutschland ein Nutzer seine explizite Einwilligung geben? und vor allem: Wie soll dies vonstatten gehen? Dies geschieht doch durch die Einstellung im Browser...Also in diesem Stil geht es durch's ganze Buch. Aber lesen wir weiter. Nach der Site Promotion folgt, wer hätte das gedacht:

Bannerwerbung in der Praxis

Hier wird breitgetreten, wie man am effektivsten die Leute beim Internet-Surfen nervt. Ich spare mir die Deteils.

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