1. Installation von FileMaker Pro 5.5 auf unseren Testrechnern

Wir testen FileMaker Pro 5.5 auf einem PowerMac G4/533 mit 512 MB Arbeitsspeicher. Es wird für OS 9 und OS X jeweils separat installiert.

FileMaker 5.5 läßt sich Mac-typisch einfach installieren. Der Installer legt alle benötigten Dateien in den Ordner "Applications (MacOS 9)". Bei Einsatz unter MacOS X wird die Software in den Ordner "Applications" installiert.

 

2. Die Funktionen auf einen Blick

Neben der wichtigsten Neuheit, nämlich daß FileMaker jetzt auch nativ unter MacOS X läuft, gibt es eine Vielzahl von Neuerungen, die sowohl MacOS 9 und MacOS X zugute kommen.

Eine bestehende FileMaker 5 Anwendung macht unter MacOS X eine deutlich bessere Figur. Neben der Möglichkeit, Fenster über das Fenster-Menü auszublenden, gibt es unter MacOS X noch die Möglichkeit, ein Fenster im Dock abzulegen. Dabei klickt man einfach auf den gelben Button eines jeden Fensters.

 

Wertelisten können angelegt werden, um Felder mit Hilfe einer Auswahlliste schneller zu füllen.

 

Über Beziehungen können mehrere FileMaker-Datenbanken miteinander verknüpft werden. Das bedeutet, daß Inhalte aus einer anderen Datenbank über ein Schlüsselfeld angezeigt werden können, als wären sie direkt in der eigentlichen Datenbank selber gespeichert. Das Schlüsselfeld verknüpft beide Datenbanken miteinander, es muß also den gleichen Text oder die gleiche Zahl enthalten, damit FileMaker weiß, was zusammengehört.

 

Der Script-Maker wurde nochmals um einige neue Befehle ergänzt. Einzelne Scripte können entweder versteckt werden, so daß ein normaler Benutzer diese nicht im Menü "Scripts" angezeigt bekommt und starten kann, oder dies wird zugelassen. Scripte können auch auf Buttons gelegt werden oder auf Grafik-Elemente oder Felder.

 

Das schöne (und vor allem einfache) an FileMaker ist, daß alle Befehle nicht händisch über Programm-Code eingegeben werden müssen, sondern man kann sich alle benötigten Befehle aus der Befehlsliste in sein Script holen. Klickt man dann den Befehl innerhalb des eigenen Scripts an, lassen sich im "Optionen"-Bereich alle notwendigen Einstellungen für diesen durchführen.

 

Das Dateiformat:
FileMaker 5.5 und FileMaker 5.0 haben das gleiche Dateiformat. Das bedeutet auch, daß beide Client-Versionen auf einen FM 5 Server und auf einen FM 5.5 Server zugreifen können.

Ältere Dateiformate, wie FileMaker 3 und 4 Datenbanken werden komfortabel ins neue Format konvertiert. Die alten Datenbanken können so umbenannt werden und die neuen unter dem alten Namen abgespeichert werden. So ist sichergestellt, daß alle Scripts und Dateireferenzen noch genauso funktionieren wie bisher.

 

Neue Funktionen gegenüber FileMaker 5:

SQL ausführen – Um Kontakt zu anderen Datenbank-Systemen aufnehmen zu können, gibt es jetzt in FM-Scripts eine Möglichkeit, SQL-Befehle direkt einzugeben und so automatisch ausführen zu lassen. Auf diese Weise können andere Datenbank-Systeme über ODBC direkt abgefragt werden. Mitgeliefert werden neue ODBC-Treiber von Merant (Text-Treiber und FileMaker-Treiber).

Web-Companion – auch der Web-Companion wurde überarbeitet. So ist es jetzt möglich, daß Bedienelemente wie Buttons oder Wertelisten auch im Browser funktionieren. Allerdings lassen sich damit nicht komplexe Scripts anstoßen, sondern es werden lediglich die Web-tauglichen Befehle ausgeführt. Dies ist aber sehr sinnvoll, da nun die Navigation im Web-Browser gleich wie im richtigen FileMaker erfolgen kann. Alle Buttons sind jetzt aktiviertbar und mit beliebigen Funktionen belegbar.

Neue Funktionen gegenüber FileMaker 4:

Apple-Events senden – auch AppleScript kann jetzt besser in FileMaker eingebunden werden. War es bislang nur möglich, AppleScript-Code direkt in FileMaker zu hinterlegen, so kann jetzt auch auf externe Scripts zugegriffen werden.

ODBC-Datenquellen importieren – neben den verschiedensten Import-Formaten wie Excel, Tab-Texte oder DBF-Daten können nun auch über ODBC Daten in FileMaker importiert werden.

Plattformübergreifendes Dateiformat – FileMaker kann jetzt sowohl auf unter MacOS 9, MacOS X und Windows eingesetzt werden. Datenbanken können hierbei beliebig getauscht werden und alle Welten können darauf zugreifen.

 

3. Anwendungen aus der Praxis

Um Euch zu zeigen, was alles mit FileMaker gemacht werden kann, haben wir hier einige Anwendungsbeispiele aufgelistet, die uns bekannte FileMaker-Programmierer aufgebaut haben:

  • PDFs in FileMaker verwalten – Über Excel kommen regelmässig neue Tabellen, in denen in einer Spalte eine Beschreibung des PDFs steht, in einer anderen mögliche Suchwörter und in einer dritten der Name des PDF-Dokuments.
    Diese Excel-Tabelle wird in eine FileMaker-Datenbank importiert und über eine Suchmaske kann man entweder einen Schlüsselbegriff oder den Beschreibungstext eingeben. In einer Liste werden dann alle zu diesem Thema gefundenen Einträge angezeigt. Per Maus-Klick auf einen Listenpunkt wird das PDF-Dokument per AppleScript geöffnet und im Acrobat Reader angezeigt. Die Benahmung der PDF-Dateien ist dabei nebensächlich.
  • Lagermanagement – Eine FileMaker-Lösung kontrolliert die Bestände eines mittelgroßen Fertigungslagers mit über 10.000 Artikeln. Dabei werden alle Zugänge und Abgänge im System aktualisiert. FileMaker behält selbstständig den Überblick über die zu lagernden Mengen und zeigt an, wenn ein Produkt den Mindestbestand unterschreitet. Ein Bestellfax wird dann ausgedruckt bzw. eine email an den Einkauf verschickt.
  • Katalog-Produktionen – Über FileMaker-RunTime-Lösungen werden Daten für Industrie-Kataloge gepflegt. Diese beinhalten neben Produkttexten, Preisen und Varianten auch Abbildungen. Diese Daten können dann für die vollautomatische Print-Katalog-Produktion und für Internet-Kataloge verwendet werden.

 

4. Die Gestaltung der Benutzerschnittstelle

Die Bedienung ist genauso wie unter FileMaker 5. FileMaker 4-Anwender werden sich nach einer kurzen Umgewöhnungsphase schnell in das neue Programm einarbeiten.

Speziell unter MacOS X läuft FileMaker sehr stabil und profitiert sehr von der guten OS X Sicherheitsarchitektur, so daß andere crashende Anwendungen keine Auswirkungen auf FileMaker haben.

Fazit:

Wer FileMaker 5 bereits einsetzt, und dabei einen FileMaker Server einsetzt, kann hier Client für Client im Laufe der Zeit upgraden. FileMaker 5.5 wird zum absoluten Muß unter MacOS X. Wer aber hauptsächlich unter MacOS 9 und Windows arbeitet, der sollte die Vor -und Nachteile abwägen, ob sich der Umstieg auf die Version 5.5 lohnt.

Wer von FileMaker 4 her kommt, der hat es einfach. Der Umstieg auf die Version 5.5 bringt hier gegenüber dem alten System erhebliche Vorteile und neue Funktionen. Es sollte aber bedacht werden, daß ein FileMaker 4 Server nicht mehr unterstützt wird. Alles, was eine 5 vor der Versionsnummer hat, funktioniert problemlos miteinander, auch über die Plattformen hinweg (OS X, OS 9, Windows).

Link zum Testbericht FileMaker 5.5 Server

Bericht: Christian Abele

 

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