Wir erhielten eine englischsprachige Beta-Version von Adobe Systems zugeschickt. Wie sich aber im weiteren zeigen wird, lief diese noch nicht finale Version sehr stabil und verursachte keine Abstürze. Auch hielt sich Adobe an die stille Vereinbarung, nicht den Systemordner, besonders den Ordner "Systemerweiterungen" a la Microsoft mit einer Flut von wilden Erweiterungen vollzustopfen, die der Performance des Gesamtsystems beträchlich schadet.

Unsere Testrechner sind ein Performa 6400, ein PowerMac G3 sowie ein PowerMac 9500. Desweiteren testen wir die Software auf einem PowerBook 5300cs.

 

1. Installation von InDesign auf unseren Testrechnern

Der Installer für InDesign lief nur auf dem PowerMac G3 problemlos, bei allen anderen war eine Installation nicht möglich. Während des Installationsvorgangs kam es zu einer Fehlermeldung (fehlerhafte Datei), was zur Nicht-Installation der Software führte. Nach mehrmaligen Versuchen und Zuhilfenahme von Tricks konnten wir jedoch auch diese Rechner mit der neuesten Adobe-Entwicklung ausstatten.

Wir rechnen diese Probleme mit Macs älterer Bauart unter die Kategorie "Allgemeine Probleme von Beta-Versionen". Da die Software in der Beta-Version nur für einen bestimmten Prozessor kompiliert wird und für die anderen Prozessoren noch keine Unterstützung bzw. Optimierung implementiert ist, kommt es zu Inkompatibilitäten.

Wir installierten Adobe InDesign auf dem PowerMac G3 und kopierten das installierte Programm auf ein AppleShare IP Server Volume, von dem die anderen Macs das Programm starten können. Somit war es überhaupt möglich, die Software auf einem PowerMac 8100 zu starten, wenngleich die Performance hier einer Zeitlupe gleichkommt und der Ladevorgang über 5 Minuten beansprucht. Deswegen testen wir im weiteren nur auf G3-Macs.

Wichtig : Unser Vorhaben, Adobe InDesign in der gesamten Prozesskette zu testen scheitert bislang an der breiten installierten Basis von 604-PPC-Macs im Satz und bei der Druckerei. Deswegen können wir dieses doch recht nützliche und interessante Vorhaben erst später mit der Verfügbarkeit der Vollversion im Sommer durchführen, welche dann auch auf Nicht-G3-Macs anständig läuft.

2. Die Funktionen auf einen Blick

Die Funktionen bei InDesign sind denen von QuarkXPress nachempfunden und gehören somit zum Standard in einem Layout & Satzprogramm. Hinzugekommen sind jedoch auch neue Features und vor allem die durchgängige Unterstützung vom neuen Austauschformat, nämlich PDF.

Was kann PDF besser als Postscript ?

Nun, bei Postscript ist zwar die äußerst genau Positionierung sowie die vektorbasierte und damit sehr fein gerastere Ausgabe möglich. Das jedoch überall mitspielende Problem von fehlenden Schriften auf allen Macs in den einzelnen Prozessschritten der Druckvorstufe machte es oft zum Geduldspiel, bis die Ausgabeschriften den Originalschriften ähnlich waren. Die übliche Methode, einfach Schriften dem Dokument beizulegen, war nicht ganz legal, da es hier Scherereien gab mit im Grunde illegal weitergegebenen Schriften.

Adobe versprach Besserung dieses Problems - und entwickelte PDF (Portable Document Format). Bei PDF ist es möglich, Schriften mit in das Dokument einbetten zu lassen. Diese können zwar nur zum Drucken verwendet werden, also nicht zum Verfassen von neuen Dokumenten eingesetzt werden, bieten aber einen komfortablen Ausweg aus dem Schriftenproblem.

Auch lassen sich PDF-Dokumente in dem kostenlosen Acrobat Reader anschauen und korrekturlesen. Änderungen wie die Verbesserung von Schreibfehlern lassen sich hier aber nicht vornehmen, dazu wird entweder Adobe InDesign oder Adobe Acrobat 4.0 benötigt. In Adobe Acrobat lassen sich auch keine strukturellen Änderungen in dem Dokument durchführen, sondern lediglich Rahmeninhalte austauschen (Korrekturlesen).

Besonders nützlich ist dabei die Ebenentechnik. Adobe Acrobat bietet die Möglichkeit, ein PDF-Dokument mit Kommentaren wie Stempel (z.B. Druckfertig, Dringend usw.), Textmarkierungen (wie gelber Textmarker) und sonstigen persönlichen Kommentaren zu versehen. Hier soll das PDF-Dokument am Bildschirm genauso wie ein gedrucktes Dokument behandelt und "bekritzelt" werden können, somit der Probedruck unnötig gemacht werden.

Wichtig : PDF-Dokumente können erst auf einem RIP ab Postscript Level 3 gedruckt werden, alle Level darunter beherrschen nur die Ausgabe von Postscript-Dokumenten.

 

Inside InDesign : Die Funktionen und Werkzeuge

Die Werkzeugleiste ist der von Adobe Photoshop zum Verwechseln ähnlich, und bietet eine intuitive Bedienung der schon bekannten Tools für Neueinsteiger.

Das "Auswahlwerkzeug" bietet die Möglichkeit, Rahmen beliebig am Bildschirm zu verschieben und anzuordnen. Auch Größenänderungen lassen sich damit leicht bewerkstelligen.

"Direkte Auswahlwerkzeug" : Fast identische Funktion wie das "Auswahlwerkzeug" mit dem Unterschied, daß einzelne Ecken von Rahmen beliebig "verzogen" werden können und somit Rahmen nicht unbedingt 90 Grad-Ecken haben müssen. Entspricht außerdem dem "Inhaltswerkzeug" von QuarkXPress.

Mit dem "Bézier-Werkzeug" lassen sich komplexe Bézierkurven- und Formen erstellen. Es können ganz einfach neue Punkte hinzugefügt und wieder gelöscht werden.

Mit dem "Textwerkzeug" lassen sich Textrahmen aufziehen und anschließend Text eingeben oder bestehende Textrahmen bearbeiten. Alternativ lassen sich auch Texte aus Dateien hineinladen, welche mit Simple-Text oder Word '98 (bzw. weitere Textformate) erstellt wurden.

Mit dem "Ellipsenförmigen Rahmenwerkzeug" lassen sich beliebige Objektrahmen erstellen, die entweder kreisförmig oder ellipsenförmig sind. Der Inhalt läßt sich frei wählen, einfach indem man im Menü "Ablage" den Menüpunkt "Plazieren" anwählt. Durch die Wahl des Dokuments lassen sich Texte, Bilder, QuickTime-Filme und vieles mehr in dieser Rahmenform darstellen.

Mit dem "Rechteckförmigen Rahmenwerkzeug" lassen sich wie oben Objektrahmen erstellen, die die jeweilige Form besitzen.

Mit dem "Polygonförmigen Rahmenwerkzeug" lassen sich wie oben Objektrahmen erstellen, die die jeweilige Form besitzen.

Mit dem "Linienwerkzeug" lassen sich Linien unterschiedlicher Strichstärke erstellen.

Mit dem "Rotationswerkzeug" lassen sich Objekte und Rahmen beliebig drehen. Der Drehpunkt ist dabei auf einer 3x3 Matrix frei in der Maßpalette wählbar.

Mit dem "Skalierwerkzeug" lassen sich Objekte und Rahmen beliebig skalieren, also vergrößern oder verkleinern. Außerdem läßt sich auch die Scherung, ähnlich der Kissenverzerrung, frei wählen.

"Scherenwerkzeug"

Mit dem "Verlaufswerkzeug" lassen in alle Objekte und Rahmen Verläufe integrieren.

Mit dem "Verschiebewerkzeug" läßt sich der derzeit sichtbare Dokumentteil verschieben.

Mit dem "Lupenwerkzeug" lassen sich Ausschnitte mit der Maus aufziehen, in welche dann hineingezoomt wird. Oder aber kann klickt mit der Maus auf einen Bereich, um dort hineinzuzoomen bzw. mit Wahltaste und Mausklick, um wieder aus einem Ausschnitt herauszuzoomen.

 

In der rechts dargestellten Maßpalette lassen sich markierte Objekte schnell und intuitiv manipulieren. Somit lassen sich die häufig genutzen Funktionen einfach über diese Palette bedienen.

 

 

 

3. Die Gestaltung der Benutzerschnittstelle

Die Oberfläche von Adobe ist standardisiert und Photoshop-Profis finden sich sofort mit der Bedienung zurecht. Die übersichtliche Anordnung der Funktionen und die flexible Plazierung von Fenstern und Werkzeugleisten macht aus InDesign ein schnell zu erlernendes und professionelles Tool für den Layouter und Publisher.

Als kleines Schmankerl (oder besser gesagt Seitenhieb) für Umsteiger von QuarkXPress auf InDesign lassen sich auch die Quark-üblichen Tastenkürzel einschalten. Der Quark-Profi findet sich so schneller in dem Programm zurecht und Adobe kommt so Anwendern entgegen, die ihre gewohnte Umgebung weiterhin behalten wollen.

Weiterhin hat uns die Möglichkeit fasziniert, Elemente aus Fenstern einfach per Drag & Drop aus einem Fenster herauszuziehen (wie in Photoshop 5.0 auch). Beim Loslassen entsteht dann ein neues Fenster mit eben diesem Element darin. Oder man kann beliebige Elemente in einem Fenster zusammenfassen und sich so seine eigene Benutzerumgebung schaffen. Gratulation an Adobe für dieses nützliche Hilfsmittel.

 

Feedback : redaktion@powermacintosh.de


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