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Auf
einer einsamen Insel ist der Teufel persönlich los, die Einwohner
sind in heller Aufregung und das Militär befürchtet einen Revolutionsversuch.
Doch dann wird ein neuer Präsident gewählt, ein neuer Diktator
der über alle Einwohner herrschen wird. Kein geringerer als sie selber
sind dazu auserwählt, eine idyllische Insel irgendwo in der Karibik
unter ihre Fittiche zu nehmen und sie entweder in ein Wirtschaftswunder
oder zu einer touristischen Hochburg zu führen.
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Gameplay | ||||
Tropico gehört zu den typischen Simulationsspielen, die noch nach Wochen Spaß machen und dem Spieler auch hier und da ein wenig zu historischem Wissen verhelfen. Auch dieses Spiel kommt aus dem Hause PopTop und ähnelt von der Spieloberfläche sehr dem im Sommer 1999 erschienenen Spiel Railroad Tycoon II. Kein Wunder, es wurde die selbe Engine benutzt. Der Spieler wird, nachdem er Größe, Höhe und Mineralienanteil seiner Insel festgelegt hat mitten ins Spielgeschehen geschmissen. Nicht aber bevor er seinen Charakter gewählt hat. Dazu stehen ihm die Dossiers der größten Diktatoren zur Auswahl, welche noch fein Abgestimmt werden können. So braucht jeder Diktator 2 Vor- und Nachteile, die ihm das Leben als Diktator nicht gerade zu rosig werden lassen. |
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Zu
Beginn muss sich der Spieler noch durch eine recht vielseitige Steuerungsleiste
durchkämpfen. Denn in Tropico lässt sich wirklich fast alles einstellen.
Zum Glück liegt der Packung ein 86 Seiten umfassendes Handbuch bei,
welches jede Funktion noch einmal einzeln erklärt. So muss man nicht
nur Gebäude bauen, die entweder den Tourismus fördern oder die
Zigarrenproduktion auf der Inseln ankurbeln, sondern es ist auch möglich,
verschiedene Versträge zu unterschreiben, wie z.B. das Verbot der Verhütung,
man muss Kontakte zu seinen Wirtschaftshelfern Russland und USA aufrechterhalten
und gelegentlich auch einen Wahlbetrug von statten halten, sonst hat die
Diktatorenzeit bald ein Ende gefunden. Das faszinierende an diesem Spiel sind sicherlich die vielen Einwohner der Insel. So stehen dem Spieler 46 verschiedene Charaktere zur Verfügung, welche sich alle durch Alter, Geschlecht, Sozialem Status und Bildungsstand unterscheiden. Doch es ist jetzt nicht nur möglich den täglichen Alltag eines Individuums mitzuverfolgen, sondern es können auch alle Attribute des Menschen eingesehen werden. Genauer gesagt was er denkt, welchem Beruf er nachkommt, ob er hungrig, vergnügungsträchtig oder müde ist, wo er wohnt, ob er verheiratet ist und Kinder hat, die natürlich mit einem einzigen klick einzeln betrachtet werden können u.s.w. |
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Was uns sehr
beeindruckt hat waren die Gedanken der Kühe. Du dachte z.B. ein Kalb,
welches natürlich auch eine gewisse Verwandtschaft zu Elternkühen
pflegte nur an Gras. Und das diese verdammten Fliegen nur störend sind. Schon zu Beginn wird man feststellen, dass man seine Zeit nur mit dem Bau von Wohnhäusern verbringt. Da nun auch die Zahl der Einwohner drastisch steigt, wird man all die Wellblechhütten und Slums, kurz Marginalzone genannt nie loswerden. Man kann diese zwar durch die örtliche Baubehörde einreisen lassen, doch was machen dann all die obdachlosen? Einen neuen Putsch versuchen anzuzetteln? Denn genau das ist die ständige Gefahr die sie umgibt. Sie sind dazu verdammt, alle Jahre wieder eine freie Wahl abzuhalten, in der nun ein Bürger gegen sie antritt. Ein Jahr haben sie dann Zeit, die Wählerprognose ständig im Auge diesen Bürger entweder auszustechen, ihn zu bestechen, seine Hütte einzureisen und darauf zu hoffen dass er an einer Erkältung stirbt oder ihn gleich von einem Kopfgeldjäger umbringen lassen. Die Wahl liegt bei ihnen, sollten sie diese aber verlieren, so ist dies mit einem klassischen Game Over zu vergleichen, das Spiel ist aus. |
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Auffällig war auch das extrem große Übersichtsbuch am Ende jeden Jahres, welches man schon aus RT II her kennt. Hier lassen sich zu jeder Produktion, zu jedem Bürger und zu jedem anderen Scheiss Statistiken darstellen, die der Spieler wirklich nicht braucht. Oder ist es wichtig zu wissen, was das Kommunistische Lager von den Bananenexporten hält? |
Tutorial |
Tutorials sind
in der heutigen Spielewelt leider sehr rar geworden. Gut dass in Tropico
eines vorhanden ist. Doch es ist nicht nur vorhanden, es setzt sich so fantastisch
in Szene, dass man von vorne bis hinten alles durchmachen will. Da Tropico
als klassisch Mexikanisches Spiel gilt, wurden keine Kosten und Mühen
gescheut und ein Sprecher eingestellt, der den geschriebenen Text mit starkem
mexikanischen Dialekt vorträgt. Und das auf Deutsch. Eigentlich nichts
verwunderliches, doch bedenkt man, das dieses Spiel noch auf Englisch, Französisch,
Italienisch und Spanisch auf der CD vorhanden ist eine beträchtliche
Leistung. Im Tutorial werden grob die Funktionen vorgestellt, man soll ja nur lernen wie man Häuser bauen und Verträge erlassen kann. Doch PopTop hat es endlich einmal geschafft, ein nicht nur überschaulich gestaltetes Tutorial, sondern auch noch ein gut in Szene gesetztes zu gestalten. Glückwünsche an die Übersetzter, die einem den mexikanischen Stil wunderbar zu vermitteln versuchten. Es hat geklappt. |
Grafik | ||||
Wer Railroad
Tycoon II kennt, der dürfte nicht verwundert sein über die
Detailgenauigkeit des Spiels. Dem Spieles stehen 6 verschiedene Stufen der
Vergrößerung zur Verfügung. Selbst auf der kleinsten Stufe
sind die Menschen, Bäume und Gebäude detailgenau dargestellt,
in der Stufe der größten Betrachtung aber kann man sich wirklich
an den Einzelheiten der Gebäude laben. Die Personen sind so witzig
gerendert, dass man schnell seinen Lieblingscharakter gefunden hat. Persönlich
mag ich die dicken Touristen, die mit ihren Fotoapparaten über ihren
roten und gelben Hawaiihemden durch die Gassen schlendern und an den Bars
oder Nachtclubs einen Heben. Ein wenig schade ist, dass sich die Gebäude nicht mit Menschen füllen. So bleibt eine Nachtbar sichtlich leer, auch wenn laut Spielmenu sich gerade 20 Menschen darin befinden und die Stühle an der Außenterrasse voll besetzt sein müssten. |
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Was bei Sim
City noch Mode war wurde hier verbessert. Alle Häuser können aus
allen 4 Himmelsrichtungen betrachtet werden, jede Seite wurde gerendert.
Verwunderlich ist dabei nur, dass man alle Gebäude nur in der vorgesehenen
Richtung bauen kann. Der Spieler hat keine Möglichkeit sein Haus zu
drehen, bevor er es abstellt. Es gibt nur wenige Gebäude wie z.B. den
Hafen oder das Sonnenbad, welche mittels der Navigationsleiste in allen
4 Richtungen montiert werden können. Ein Fehler in der Programmierung
oder peinliche Absicht der Hersteller? Zur Verschönerung der Landschaft stehen diverse Bäume, Sträucher und Palmen zur Verfügung, die man neben den schon natürlich gewachsenen Bäumen auch mal wegklicken kann, um eine größere Übersicht zu erhalten. Fakt ist, dass man auch seinen Teil zur Landschaftspflege beitragen sollte und die Landschaft verschönern. Es ist nämlich gar nicht Schick einen hässlichen Wohnkomplex aufzustellen, ohne diesen durch große Palmen von den Touristikhotels abzuschirmen. Auch gut angelegte Wege und kleinere Brunnen vor dem großen Palast des Diktators sind immer schön anzusehen. |
Musik&Sound |
Die
Musik zu diesem Spiel wurde nicht von irgend einem gemacht, sondern von
der lateinamerikanischen Band Latin Music Specialists, also
waschechten Latino-Musikern. Und das lässt sich hören. Zu jeder
Zeit laufen die verschiedenen Tracks der CD im Hintergrund ab, nicht aber
wie bei den meisten Spielen als Loop, wo man das Gedudel nach einer Stunde
gleich wieder abstellen will, sondern Stück für Stück.
Und ich erwischte mich selber dabei wie ich anfing mitzusingen. Dem Spieler
bieten sich richtige Ohrwürmer, die sich durch alle Windungen fressen
und einen einzigartigen Soundtrack erklingen lassen, der sich hinter kommerzieller
Musik nicht zu verstecken braucht. Bravo, genau so stelle ich mir gute
Musik vor. Der Sound ist wie in jedem anderen Spiel auch kaum wahrzunehmen, verschiedene Klänge zu jeder Aktion ohne eigentlich aufzufallen. Vieles wurde aus Railroad Tycoon II übernommen wie z.B. den Sound beim umblättern der Buchseiten am Ende des Jahres. Alles in allem aber auch hier echte Sounds wie die des Luxuskreuzers vor dem Hafen im seichten Meer. Vermutlich bereits so realistisch, daß sie gar nicht mehr auffallen. |
Performance: | ||||
Natürlich ist für Tropico ein schneller Rechner eine tolle Sache, nicht aber eine Pflicht, denn mit Hilfe der grafischen Einstallungen lassen sich die Detailstufen so unterschiedlich einstellen, dass man selbst auf einem langsamen 603e Prozessor problemlos spielen kann. Zwar fehlen einem dann die Bäume und Gebäude, wenn man aus der Insel heraus zoomt und auch die Menschen lassen sich nicht bis in die kleinste Vergrößerung exakt darstellen, aber da man meistens nur auf zwei Stufen spielt fällt dies kaum ins Gewicht. Als Stütze bietet dieses Menu sogar die Möglichkeit, die genaue, auf den Rechner abgestimmte Grafikeinstellung automatisch einzustellen, so dass man eine möglichst lange Spielspanne hat. Auch werden Grafikkarten unterstützt, allerdings sollten diese mindestens 16 MB Video-Ram haben. Somit fallen alle älteren Grafikkarten raus, nur die neuen bereits in G4 und iBooks installierten Karten können benutzt werden, da sie 16 MB Video-Ram besitzen. Ältere Vodoo Karten fallen hier raus. |
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Ein kleines Manko ist der unverschämt hohe Festplattenbedarf. Das Spiel schluckt fast 960 MB und ist das erste Spiel, welches an die Gigabyte Grenze stößt. Holla, holla denken wir uns da, das hätte auch kleiner gehen können. Aber abgesehen davon läuft das Spiel ohne Probleme auch auf kleineren Rechnern sehr gut und ohne Abstürze. Sollte der Rechner mehr als 64 MB Ram besitzen, ist es ratsam dem Spiel mehr Speicher zur Verfügung zu stellen. Erhöhen sie diesen auf mindestens 128 MB, um noch flüssiger Spielen zu können. Meine 64 MB reichten nicht aus und ich musste auf den virtuellen Speicher zurückgreifen, was dem Spiel aber kaum anzumerken war. |
Mac OS X |
Tropico
gehört zu den ersten Spielen, die gleich von Anfang an X tauglich sind.
Ohne Updater und Patch liegt die X- Version gleich der CD mit bei und wird
standardmäßig mitinstalliert. Einziger Unterschied ist der etwas
längere Installationsvorgang. Schon in der Beschreibung steht, man
solle sich eine dicke Zigarre anzünden, während man darauf wartet
endlich selber als Diktator walten zu können. War haben die X-Fähigkeit
ohne Beanstandung auf unserem kleinen Baby, dem Cube getestet und können
auch hier unser O.K. geben. Wer Tropico auf OS-X spielen will, der braucht mindestens Version 10.0.2, ansonsten hat man Pech und muss sich dieses Update besorgen oder gleich auf das neue 10.1 umsteigen. Es wird zudem abgeraten, Tropico in der Classic-Umgebung im Fenster abzuspielen, da es dann zu deutlichen Geschwindigkeitsproblemen kommt. |
Fazit | ||||
Tropico ist eine gelungene Simulation, die den Spieler ganz in die Welt des Latino entführt und ihn für Stunden vor den Monitor fesseln kann. Zwar ist es nicht leicht zu meistern, doch gerade das macht auch den Reiz des Spiels aus. Die Musik und Grafiken sind so liebevoll in Szene gesetzt, daß garantiert keine Langeweile aufkommt. Daß Tropico bereits X-tauglich ausgeliefert wird ist ein weiterer Pluspunkt auf der Skala. Fans der Simulationen also aufgepasst, so ein Spiel kommt so schnell nicht wieder! |
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Redaktion: Philipp Stumpp |
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