Feral Interactive
ASH
     
Mac-Entwicklung:
 
Feral Interactive
Entwicklung:  
Pop Top Software
Genre:  
Wirtschafts-Simulation
Preis:  
99 DM
Spieler:  
1-Spieler
Kopierschutz:  
CD im Laufwerk
Demo:  
Ja
 
Systemanforderungen:
Prozessor:  
G3 233 MHz
System:  
OS 8.6/9/X
Speicher:  
64MB (128 virtuell)
Festplatte:  
900 MB
Laufwerk:  
4x-CD-Rom
Grafikkarte:  
16 MB Video-RAM

 
Auf einer einsamen Insel ist der Teufel persönlich los, die Einwohner sind in heller Aufregung und das Militär befürchtet einen Revolutionsversuch. Doch dann wird ein neuer Präsident gewählt, ein neuer Diktator der über alle Einwohner herrschen wird. Kein geringerer als sie selber sind dazu auserwählt, eine idyllische Insel irgendwo in der Karibik unter ihre Fittiche zu nehmen und sie entweder in ein Wirtschaftswunder oder zu einer touristischen Hochburg zu führen.
 
Gameplay
Tropico gehört zu den typischen Simulationsspielen, die noch nach Wochen Spaß machen und dem Spieler auch hier und da ein wenig zu historischem Wissen verhelfen. Auch dieses Spiel kommt aus dem Hause PopTop und ähnelt von der Spieloberfläche sehr dem im Sommer 1999 erschienenen Spiel „Railroad Tycoon II“. Kein Wunder, es wurde die selbe Engine benutzt. Der Spieler wird, nachdem er Größe, Höhe und Mineralienanteil seiner Insel festgelegt hat mitten ins Spielgeschehen geschmissen. Nicht aber bevor er seinen Charakter gewählt hat. Dazu stehen ihm die Dossiers der größten Diktatoren zur Auswahl, welche noch fein Abgestimmt werden können. So braucht jeder Diktator 2 Vor- und Nachteile, die ihm das Leben als Diktator nicht gerade zu rosig werden lassen.  
Dieses Büro des 'El Präsidente' ist gleichzeitig das Menu. (Man achte auf die rauchende Zigarre...)
 
Zu Beginn muss sich der Spieler noch durch eine recht vielseitige Steuerungsleiste durchkämpfen. Denn in Tropico lässt sich wirklich fast alles einstellen. Zum Glück liegt der Packung ein 86 Seiten umfassendes Handbuch bei, welches jede Funktion noch einmal einzeln erklärt. So muss man nicht nur Gebäude bauen, die entweder den Tourismus fördern oder die Zigarrenproduktion auf der Inseln ankurbeln, sondern es ist auch möglich, verschiedene Versträge zu unterschreiben, wie z.B. das Verbot der Verhütung, man muss Kontakte zu seinen Wirtschaftshelfern Russland und USA aufrechterhalten und gelegentlich auch einen Wahlbetrug von statten halten, sonst hat die Diktatorenzeit bald ein Ende gefunden.
Das faszinierende an diesem Spiel sind sicherlich die vielen Einwohner der Insel. So stehen dem Spieler 46 verschiedene Charaktere zur Verfügung, welche sich alle durch Alter, Geschlecht, Sozialem Status und Bildungsstand unterscheiden. Doch es ist jetzt nicht nur möglich den täglichen Alltag eines Individuums mitzuverfolgen, sondern es können auch alle Attribute des Menschen eingesehen werden. Genauer gesagt was er denkt, welchem Beruf er nachkommt, ob er hungrig, vergnügungsträchtig oder müde ist, wo er wohnt, ob er verheiratet ist und Kinder hat, die natürlich mit einem einzigen klick einzeln betrachtet werden können u.s.w.
 
Straßen sind wichtig für eine gute Infrastruktur, genauso wie gute Bars und Nachtclubs
  Was uns sehr beeindruckt hat waren die Gedanken der Kühe. Du dachte z.B. ein Kalb, welches natürlich auch eine gewisse Verwandtschaft zu Elternkühen pflegte nur an Gras. Und das diese verdammten Fliegen nur störend sind.
Schon zu Beginn wird man feststellen, dass man seine Zeit nur mit dem Bau von Wohnhäusern verbringt. Da nun auch die Zahl der Einwohner drastisch steigt, wird man all die Wellblechhütten und Slums, kurz Marginalzone genannt nie loswerden. Man kann diese zwar durch die örtliche Baubehörde einreisen lassen, doch was machen dann all die obdachlosen? Einen neuen Putsch versuchen anzuzetteln? Denn genau das ist die ständige Gefahr die sie umgibt. Sie sind dazu verdammt, alle Jahre wieder eine freie Wahl abzuhalten, in der nun ein Bürger gegen sie antritt. Ein Jahr haben sie dann Zeit, die Wählerprognose ständig im Auge diesen Bürger entweder auszustechen, ihn zu bestechen, seine Hütte einzureisen und darauf zu hoffen dass er an einer Erkältung stirbt oder ihn gleich von einem Kopfgeldjäger umbringen lassen. Die Wahl liegt bei ihnen, sollten sie diese aber verlieren, so ist dies mit einem klassischen Game Over zu vergleichen, das Spiel ist aus.
 
Auffällig war auch das extrem große Übersichtsbuch am Ende jeden Jahres, welches man schon aus RT II her kennt. Hier lassen sich zu jeder Produktion, zu jedem Bürger und zu jedem anderen Scheiss Statistiken darstellen, die der Spieler wirklich nicht braucht. Oder ist es wichtig zu wissen, was das Kommunistische Lager von den Bananenexporten hält?
 
Tutorial
Tutorials sind in der heutigen Spielewelt leider sehr rar geworden. Gut dass in Tropico eines vorhanden ist. Doch es ist nicht nur vorhanden, es setzt sich so fantastisch in Szene, dass man von vorne bis hinten alles durchmachen will. Da Tropico als klassisch Mexikanisches Spiel gilt, wurden keine Kosten und Mühen gescheut und ein Sprecher eingestellt, der den geschriebenen Text mit starkem mexikanischen Dialekt vorträgt. Und das auf Deutsch. Eigentlich nichts verwunderliches, doch bedenkt man, das dieses Spiel noch auf Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch auf der CD vorhanden ist eine beträchtliche Leistung.
Im Tutorial werden grob die Funktionen vorgestellt, man soll ja nur lernen wie man Häuser bauen und Verträge erlassen kann. Doch PopTop hat es endlich einmal geschafft, ein nicht nur überschaulich gestaltetes Tutorial, sondern auch noch ein gut in Szene gesetztes zu gestalten. Glückwünsche an die Übersetzter, die einem den mexikanischen Stil wunderbar zu vermitteln versuchten. Es hat geklappt.
 
Grafik
Wer „Railroad Tycoon II“ kennt, der dürfte nicht verwundert sein über die Detailgenauigkeit des Spiels. Dem Spieles stehen 6 verschiedene Stufen der Vergrößerung zur Verfügung. Selbst auf der kleinsten Stufe sind die Menschen, Bäume und Gebäude detailgenau dargestellt, in der Stufe der größten Betrachtung aber kann man sich wirklich an den Einzelheiten der Gebäude laben. Die Personen sind so witzig gerendert, dass man schnell seinen Lieblingscharakter gefunden hat. Persönlich mag ich die dicken Touristen, die mit ihren Fotoapparaten über ihren roten und gelben Hawaiihemden durch die Gassen schlendern und an den Bars oder Nachtclubs einen Heben.
Ein wenig schade ist, dass sich die Gebäude nicht mit Menschen füllen. So bleibt eine Nachtbar sichtlich leer, auch wenn laut Spielmenu sich gerade 20 Menschen darin befinden und die Stühle an der Außenterrasse voll besetzt sein müssten.
 
Das Jahrbuch verrät dem Spieler alles über die Ereignisse im letzten Jahr....wirklich ALLES!
 
Was bei Sim City noch Mode war wurde hier verbessert. Alle Häuser können aus allen 4 Himmelsrichtungen betrachtet werden, jede Seite wurde gerendert. Verwunderlich ist dabei nur, dass man alle Gebäude nur in der vorgesehenen Richtung bauen kann. Der Spieler hat keine Möglichkeit sein Haus zu drehen, bevor er es abstellt. Es gibt nur wenige Gebäude wie z.B. den Hafen oder das Sonnenbad, welche mittels der Navigationsleiste in allen 4 Richtungen montiert werden können. Ein Fehler in der Programmierung oder peinliche Absicht der Hersteller?
Zur Verschönerung der Landschaft stehen diverse Bäume, Sträucher und Palmen zur Verfügung, die man neben den schon natürlich gewachsenen Bäumen auch mal wegklicken kann, um eine größere Übersicht zu erhalten. Fakt ist, dass man auch seinen Teil zur Landschaftspflege beitragen sollte und die Landschaft verschönern. Es ist nämlich gar nicht Schick einen hässlichen Wohnkomplex aufzustellen, ohne diesen durch große Palmen von den Touristikhotels abzuschirmen. Auch gut angelegte Wege und kleinere Brunnen vor dem großen Palast des Diktators sind immer schön anzusehen.
 
Musik&Sound
Die Musik zu diesem Spiel wurde nicht von irgend einem gemacht, sondern von der lateinamerikanischen Band „Latin Music Specialists“, also waschechten Latino-Musikern. Und das lässt sich hören. Zu jeder Zeit laufen die verschiedenen Tracks der CD im Hintergrund ab, nicht aber wie bei den meisten Spielen als Loop, wo man das Gedudel nach einer Stunde gleich wieder abstellen will, sondern Stück für Stück. Und ich erwischte mich selber dabei wie ich anfing mitzusingen. Dem Spieler bieten sich richtige Ohrwürmer, die sich durch alle Windungen fressen und einen einzigartigen Soundtrack erklingen lassen, der sich hinter kommerzieller Musik nicht zu verstecken braucht. Bravo, genau so stelle ich mir gute Musik vor.
Der Sound ist wie in jedem anderen Spiel auch kaum wahrzunehmen, verschiedene Klänge zu jeder Aktion ohne eigentlich aufzufallen. Vieles wurde aus „Railroad Tycoon II“ übernommen wie z.B. den Sound beim umblättern der Buchseiten am Ende des Jahres. Alles in allem aber auch hier echte Sounds wie die des Luxuskreuzers vor dem Hafen im seichten Meer. Vermutlich bereits so realistisch, daß sie gar nicht mehr auffallen.
 
Performance:
Natürlich ist für Tropico ein schneller Rechner eine tolle Sache, nicht aber eine Pflicht, denn mit Hilfe der grafischen Einstallungen lassen sich die Detailstufen so unterschiedlich einstellen, dass man selbst auf einem langsamen 603e Prozessor problemlos spielen kann. Zwar fehlen einem dann die Bäume und Gebäude, wenn man aus der Insel heraus zoomt und auch die Menschen lassen sich nicht bis in die kleinste Vergrößerung exakt darstellen, aber da man meistens nur auf zwei Stufen spielt fällt dies kaum ins Gewicht. Als Stütze bietet dieses Menu sogar die Möglichkeit, die genaue, auf den Rechner abgestimmte Grafikeinstellung automatisch einzustellen, so dass man eine möglichst lange Spielspanne hat. Auch werden Grafikkarten unterstützt, allerdings sollten diese mindestens 16 MB Video-Ram haben. Somit fallen alle älteren Grafikkarten raus, nur die neuen bereits in G4 und iBooks installierten Karten können benutzt werden, da sie 16 MB Video-Ram besitzen. Ältere Vodoo Karten fallen hier raus.  
Die Kühe weiden auf der Wiese und fressen dem Bauern entweder den Mais weg oder rauchen seinen Tabak...!
 
Ein kleines Manko ist der unverschämt hohe Festplattenbedarf. Das Spiel schluckt fast 960 MB und ist das erste Spiel, welches an die Gigabyte Grenze stößt. Holla, holla denken wir uns da, das hätte auch kleiner gehen können. Aber abgesehen davon läuft das Spiel ohne Probleme auch auf kleineren Rechnern sehr gut und ohne Abstürze. Sollte der Rechner mehr als 64 MB Ram besitzen, ist es ratsam dem Spiel mehr Speicher zur Verfügung zu stellen. Erhöhen sie diesen auf mindestens 128 MB, um noch flüssiger Spielen zu können. Meine 64 MB reichten nicht aus und ich musste auf den virtuellen Speicher zurückgreifen, was dem Spiel aber kaum anzumerken war.
 
Mac OS X
Tropico gehört zu den ersten Spielen, die gleich von Anfang an X tauglich sind. Ohne Updater und Patch liegt die X- Version gleich der CD mit bei und wird standardmäßig mitinstalliert. Einziger Unterschied ist der etwas längere Installationsvorgang. Schon in der Beschreibung steht, man solle sich eine dicke Zigarre anzünden, während man darauf wartet endlich selber als Diktator walten zu können. War haben die X-Fähigkeit ohne Beanstandung auf unserem kleinen Baby, dem Cube getestet und können auch hier unser O.K. geben.
Wer Tropico auf OS-X spielen will, der braucht mindestens Version 10.0.2, ansonsten hat man Pech und muss sich dieses Update besorgen oder gleich auf das neue 10.1 umsteigen. Es wird zudem abgeraten, Tropico in der Classic-Umgebung im Fenster abzuspielen, da es dann zu deutlichen Geschwindigkeitsproblemen kommt.
 
Fazit

Tropico ist eine gelungene Simulation, die den Spieler ganz in die Welt des Latino entführt und ihn für Stunden vor den Monitor fesseln kann. Zwar ist es nicht leicht zu meistern, doch gerade das macht auch den Reiz des Spiels aus. Die Musik und Grafiken sind so liebevoll in Szene gesetzt, daß garantiert keine Langeweile aufkommt. Daß Tropico bereits X-tauglich ausgeliefert wird ist ein weiterer Pluspunkt auf der Skala.

Fans der Simulationen also aufgepasst, so ein Spiel kommt so schnell nicht wieder!

 
Eine große Stadt mit etlichen Slums und einem mächtigen 'El Präsidente'...machen sie das Beste daraus...bis zur nächsten Wahl zumindest!
 
Grafik 5
Sound&Musik 4
Preisleistung 3-1/2
Spielspaß 3
Performance 4
Gesamtwertung 4

Redaktion:

Philipp Stumpp

zurueck


Thanks to David Stephen and Feral Interactive Limited for supporting www.powermacintosh.de with quality games like this one.